So viele Fäden
– das Bernd Sangmeister Trio
Handgemacht, sympathisch‐schrammelig, darüber bildreiche deutsche
Texte – das sind mal ein paar Aspekte, die unabhängig vom individuellen
Geschmack für die Musik von Bernd Sangmeister Gültigkeit haben dürften. Im Plattenregal stünde sie
bei „Singer & Songwriter national“. Die Lyrics sind in den vergangenen zehn Jahren entstanden,
spiegeln Autobiografisches wider. So viel vorweg. Wer ist jetzt dieser Sangmeister?
Kreative Karrieren kennzeichnet meist eines: Zunächst sind da unzählige Fäden, die lose im Raum
baumeln oder liegen. Ob irgendwann später aus diesem Wirrwarr Kreation wird, die Fäden
zusammengeführt werden, hat mit Zufällen zu tun, mit der Energie des Betreffenden und mit einer
grundsätzlichen Frage: Was erkennt der Künstler in dieser Ansammlung von Fäden? Chaos? Oder
eher Muster?
Die ersten Fäden im kreativen Raum des Frankfurter Künstlers sind die Platten der großen Schwester,
etwa von Bob Dylan oder Simon & Garfunkel. Vaters Framus‐Wandergitarre ist ein weiterer.
Sangmeister versucht darauf alles nachzuspielen, was er hört. Dass er neben Akkorden, Rhythmen
und Melodielinien auch das alte Holz als Facette wahrnimmt? Ebenfalls ein Faden.
Dann erste Banderfahrungen, zunächst in Cover‐, später in solchen Formationen, die eigenes
Material schreiben. Mit Gas & Oil Cafe nimmt er in den 90er‐Jahren in San Francisco ein Album auf.
Mit von der Partie ist der Schlagzeuger Volker Schmidt – ein weiterer, vielleicht der wichtigste Faden
im Sangmeisterschen Klang‐Kosmos.
„Mit Volker verbindet mich nicht nur die Musik. Er ist auch einer meiner langjährigsten und besten
Freunde. Durch seinen Beruf hat er sicher den größten musikalischen Erfahrungsschatz.“ Schmidt
wirkte bei zahlreichen nationalen und internationalen Acts mit – von Jazz (re:jazz, Matthias Vogt
Trio) bis Rock, etwa als Drummer der Wirtz‐Unplugged‐Tour.
Schmidts konzentriert‐klarer Punch ist eine Konstante des Trios, das nun „Millionär“ vorlegt. Ein
Album mit 12 Songs, die Sangmeister allein oder mit Freunden geschrieben hat. Sie erzählen von
Erlebtem, Erdachtem, erhebenden und nachdenklichen Momenten. Sie sind klassisch angelegt,
ziehen ihre kleinen Überraschungen aus liebevollen Soundvariationen.
Den Bass spielt mit Dennis Bergmann einer, zu dem ebenfalls ein stabiler Verbindungsfaden existiert.
Der Frankfurter zählte unter anderem zu Dr. Soul & the Chain of Fools sowie zur Cover‐Band Marvin,
der sowohl Schmidt als auch Sangmeister angehörten. Als langjährige Freunde und musikalische
Weggefährten hatten Schmidt und Bergmann die Rhytmusgruppe für Robert Carl Blank und andere
gebildet.
Musikalisch orientiert sich der Gitarren, Keyboard spielende und singende Sangmeister an den
deutschen Singer & Songwriter‐Ikonen Stoppok, Niels Frevert, Kid Kopphausen und Ingo Pohlmann,
aber auch an Alternative Country und Americana – und ist dabei doch unique.
Alle Songs funktionieren auch solo mit Akustikgitarre, worauf sie allesamt auch ihren Anfang
nahmen. Fäden? Bernd Sangmeister hat im Laufe seines halben Lebens‐Jahrhunderts immer wieder
Muster in ihnen erkannt. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.
Abendkasse 18€
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